Der Winter tut
den Fischen gut

Roman, 2012
Residenz Verlag
240 Seiten
Als Taschenbuch bei dtv, 2015

Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und Vorzüge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen für einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, sie steht mitten im Leben, vielleicht nur nicht mit beiden Beinen. Aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, der sein Leben im Gemüsefach lässt und dessen Grab ein Schneemann bewachen soll, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Ehefrau und zur Witwe macht, Eduard, dem sie ein Schnittmuster auf die Haut malt und der dann doch mit einer anderen aus der Stadt zurückkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt, ein Nacktschwimmer, der ihr das Herz eines Fisches schenkt …

 

In solchen Geschichten um solche Menschen, liebenswert in ihrer skurrilen Versponnenheit, entwirft Anna Weidenholzer behutsam und mit einem hellwachen Blick für das Absurde im Alltäglichen und das Alltägliche im Absurden ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft. Ja, sie zeigt vor allem, was das heißt: Der Rand der Gesellschaft ist immer noch mitten im Leben. Und davon ist dieses Buch voll wie selten eines.

Pressestimmen

Maßgeschneidert wirkt, bis in die Dialoge hinein, die Sprache: Sie ist schlicht, prägnant und von einer schartigen Schönheit.
– Daniela Strigl, FAZ

Es ist viel Alltags- und Lebensstaub in diesem feinfühligen Buch, das von Glück, Trauer, Hoffnung, dem Warten und jener wortlosen Einsamkeit an der schattigen Peripherie einer Gesellschaft erzählt, in der es kalt geworden ist.
– Stefan Gmünder, Der Standard

Mit solchen tragikkomischen Episoden und mit der Originalität ihrer Erzählkonstruktion ist der österreichischen Autorin ein kleiner Quantensprung in der Gegenwartsliteratur gelungen: Die Belebung eines vor sich hindämmernden, gesellschaftlich relevanten Themas.
– Ursula März, Deutschlandfunk

All dies macht den Roman zur kunstvollen Grisaillenmalerei: grau in grau.
– Sigrid Löffler, Deutschlandradio

Die Erzählung vom Ich-Verlust der Maria Beerenberger gelingt hinreißend individuell und ist doch stellvertretend für so viele Biografien. Jeder Niemand war einmal jemand.
– Aline Schmitt, Der Freitag

Konzentriert baut Anna Weidenholzer einen Spannungsbogen und bietet derart ein Psycho- und Soziogramm, ein literarisch bestechendes Exempel der Weltverengung so vieler Menschen, die heute an den Rand und darüber hinaus gedrängt werden.
– Klaus Zeyringer, Der Standard

Anna Weidenholzer hat eine reduzierte, lakonische, sehr durchgearbeitete Sprache gewählt, die sich der Ereignisarmut mimetisch anschmiegt und ebenso auf dem Teppich bleibt wie die Hauptfigur selbst.
– Jutta Person, Süddeutsche Zeitung

Auch dadurch erhält dieses feine, genaue, erbarmungslose und zugleich behutsame Psychogramm jenseits des Subjektiven letztlich eine enorme gesellschaftliche Dimension.
– Ulrich Noller, WDR

Überhaupt ist der unaufdringliche, zwischen leiser Komik und trockenem Sarkasmus changierende Humor eine große Stärke des Romans.
– Klaus Nüchtern, Falter

Klug, präzise und nachdenklich stimmend – ein wahrlich bemerkenswerter Roman.
– Lukas Luger, Oberösterreichische Nachrichten

Anna Weidenholzer setzt mit ihrem beeindruckendem Roman der fiktiven Figur der Maria Beerenberger ein würdiges Denkmal, stellvertretend für tausende ähnliche reale Schicksale am Rande unserer Gesellschaft.
– Wolfgang Kühn, magzin

Anna Weidenholzer beherrscht die seltene Kunst, über die Zumutung des langweiligen Alltags und die Tristesse der Verhältnisse spannend zu erzählen.
– Eva Schobel, Ö1 Tonspuren

Anna Weidenholzers Erzählung besticht nicht nur, aber vor allem durch ihre genaue und einfühlsame Sprache. (…)  Ein bemerkenswertes Buch.
– Maria Fellinger-Hauer, KirchenZeitung

Ein schönes, ruhiges Buch.
– Simone Grössing, Progress

Anna Weidenholzer entlässt ihre Hauptfigur voller Empathie, Lebenserfahrung und Abgeklärtheit in den Text.
– Helmuth Schönauer, Tiroler Gegenwartsliteratur

Anna Weidenholzer hat den Verlierern der Leistungsgesellschaft zugehört – und noch mehr: Sie hat ihnen eine authentische Stimme gegeben.
– Julia Zarbach, Ö1 Ex libris

Der Winter tut den Fischen gut ist ein gänzlich unsentimentaler Roman über Einsamkeit und Überforderung, über Perspektivlosigkeit und verlorene Träume. Doch Weidenholzer findet dafür einen ganz eigenen Ton – klar, beinahe spröde, und dabei von großer Verletzlichkeit und unkonventioneller, seltsam tröstlicher Schönheit.
– Martina Wunderer, Buchmagazin Literaturhaus Wien

(…) eine großartige Erzählerin. In ihrem Roman sitzt jedes Wort, jedes Detail wird mit Fabulierfreude ausgemalt.
– Sabine Wagner, Ostthüringer Zeitung

Mehr noch: Sie hat anhand eines exemplarischen Falles ein Bild alltäglichen Elends entworfen, das weder reißerisch noch moralisierend ist, sondern voll von präzisen Beobachtungen, erschreckenden ebenso wie absurd-komischen.
– Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung

Anna Weidenholzer hat einen wunderbar trockenen Ton gefunden, der die Lebenstristesse ihrer Protagonistin beschreibt.
– Katja Lückert, NDR

Ihre literarische Sprache ist sehr reduziert, aber jedes Wort sitzt. Und mit jedem Satz wird der Leser neugieriger und ungläubiger.
– Catarina von Wedemeyer, taz

Der große Traum vom kleinen Glück ist schon lange nicht mehr so authentisch erzählt worden.
– Wolfgang Huber-Lang, APA

Sprachlich dicht und unsentimental und genau.
Buchkultur

(…) dabei ist ihr Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ das Spannendste, was ich in den letzten Jahren aus Österreich gelesen habe. Eine Arbeitslosenstudie ganz ohne Sozialromantik. Eine bitterböse, rückwärts erzählte Verliererbiografie, die nur vom Erzählen, von tiefgekühlten Goldfischen und nicht vom Klugscheißen lebt.
– Axel Brüggemann, DATUM

Anna Weidenholzer erzählt davon feinnervig, in leichter Verzerrung und mit einigem Verständnis dafür, wie der Lauf des Lebens die Menschen manchmal einfach mitnimmt.
– Ruth Bender, Kieler Nachrichten

Anna Weidenholzers Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ ist nicht nur erfüllt von gut beobachteten, behutsam eingebauten Details der Innen- und Außenwelt und vielen kleinen großen Bemerkungen. Der Roman der gebürtigen Linzerin vom Jahrgang 1984 ist in einem besonderen Muster gestrickt.
– Peter Pisa, Kurier

Weidenholzers schnörkelloser Stil mit dem Hang zu wunderbar klaren Sätzen und der interessante Ansatz, die Geschichte rückwärts zu erzählen, überzeugt.
– Anna-Maria Wallner, Die Presse Schaufenster

Ihre Sprache ist schön, aber schnörkellos und klar, die Bilder stark und genau.
– Dominika Meindl, Kulturbericht Oberösterreich

Auf diese Weise belebt und erneuert Anna Weidenholzer mit ihrem Debütroman die Tradition der sozialkritischen Literatur.
– Harald Klauhs, Literatur und Kritik

Das muss man können: Ein langweiliges, trostloses Leben in große Literatur zu verwandeln.
– Michael Zöllner, B.Z.

Eine Meisterleistung leichter Sprache und gleichzeitig dichter Erzählung.
– Andreas Kepplinger, subtext

Sehr sensibel, sehr konkret, feine Literatur.
– Christian Pichler, Neues Volksblatt